Sonntag, 5. Februar 2017

Toronto und ein Unglück kommt selten allein

Ihr wundert euch sicherlich schon, weshalb so lang kein Post mehr auf meinem Blog kam, das liegt daran, dass in der letzten Zeit so viel passiert ist, dass ich einfach nicht dazu kam, bzw auch einfach warten wollte, bis Dinge konkreter sind. Außerdem werde ich die letzten Monate in zwei Einträge teilen, damit ihr nicht so viel auf einmal lesen müsst.

Aber zunächst mal der versprochene Bericht zu unserer Reise nach Toronto in den Herbstferien, die fast nicht stattgefunden hätte. Eigentlich ein Freund von Paul, der einen Tag bevor wir nach Toronto gefahren sind aus Deutschland kam, ein Auto reserviert, aber als er das am Flughafen abholen wollte, gab es damit Probleme, sodass wir kein Auto und damit kein Transportmittel mehr hatten. Also fand am Abend bevor wir los wollten eine hitzige Diskussion in unserer WhatsApp-Gruppe statt, ob wir jetzt fahren sollen oder nicht. Letztendlich haben wir uns dann entschieden zu fahren und kurz vor Mitternacht noch einen Bus für den nächsten Morgen gebucht. Das war alles ganz schön stressig. Aber letztendlich sind wir dadurch dann doch noch in Toronto angekommen. Dort entschieden wir uns im Hostel dafür eine Hostelling International Mitgliedschaft zu kaufen, da sich diese schon bei dem Trip nach Toronto auszahlte. Als wir dann schließlich alle mit dem Checkin fertig waren, bezogen wir unser Zimmer, in dem außer uns noch ein Japaner wohnte, der augenscheinlich nur in seinem Bett chillte. Hungrig und trotz der 6-stündigen Reise noch voller Tatendrang machten wir uns dann auf in "The Cave", die hauseigene Bar des Hostels, wo wir auch gleich Bekanntschaft mit einem Deutschen machten, der wie wir eigentlich in Montreal lebte (hier in Kanada rennen einfach wahnsinnig viele unserer Landsleute rum). Durch diese Bekanntschaft wurde aus unserem eigentlichen Plan noch in die Stadt zu gehen dann nichts mehr.
Am nächsten Morgen haben wir uns dann aufgemacht, um die größte Stadt Kanadas zu erkunden, in der es leider etwas arg regnerisch war, sodass wir zunächst zum St. Lawrence Market gegangen sind. Das ist ein Indoor-Markt, der allerlei Köstlichkeiten und Souvenirs anbietet und auf jeden Fall den Besuch wert war, auch wenn wir nichts gekauft haben. Danach wollten wir dann eigentlich den Distillery District besuchen, haben uns aufgrund des anhaltenden Regens dann aber doch lieber auf den Weg zum Royal Ontario Museum gemacht. Im Nachhinein betrachtet sind wir auf dem Weg dahin, trotz Zwischenstopps in Kirchen, wenn der Regen ganz schlimm wurde, wahrscheinlich nasser geworden, als wenn wir uns den Distillery District angeguckt hätten, gelohnt hat es sich dennoch. Das Royal Ontario Museum zeigt eine Mischung aus kanadischer Geschichte, Kunst, Naturkunde und geschichtlichen Exponaten aus anderen Kulturkreisen, wie beispielsweise Ägypten oder Asien. Vor allem den Teil über die kanadischen "First Nations" fand ich sehr interessant. Nach unserem Besuch im Museum sind wir dann zum Hostel zurückgekehrt, wo wir den Abend erneut in der "Cave" verbracht haben und neben unserm Freund vom Abend zuvor noch zwei deutsche Mädchen in unserem Alter kennengelernt haben, die auf Weltreise waren.
Aufgrund des guten Wetters nahmen wir dann am nächsten Tag an einer Bustour zu den Niagarafällen teil. Dank unseres Busfahrers, der uns die ganze Fahrt über mit Fakten über Toronto, die Niagarafälle und Kanada versorgte und uns immer wieder auf die landschaftlichen Besonderheiten, die man auf der Strecke sehen konnte hinwies, vergingen die 1 1/2 Stunden Busfahrt wie im Flug. An den Fällen angekommen, nahmen wir dann das Angebot an einer Maid of the Mist Bootstour teilzunehmen an. Das war allerdings nicht so wirklich lohnenswert. Auf der ca 20 minütigen Fahrt wird man vor allem eines: nass. Es ist zwar beeindruckend die Kraft des Wassers zu spüren, aber die besseren Bilder bzw den besseren Blick kriegt man definitiv von Land. Von der kanadischen Seite aus ist die Aussicht auf die amerikanischen American und Bridal Veil Falls, sowie auf die größeren, kanadischen Horseshoe Falls echt beeindruckend und wunderschön. Nachdem wir einige Zeit hatten diesen Ausblick zu genießen, sind wir weiter in das Dorf Niagara-On-The-Lake gefahren, ein kleines (Touristen-)Örtchen am Lake Ontario, von dem aus man die Skyline von Toronto sehen kann und wo wir in einem echt lustigen Eisladen das beste (und teuerste) Milcheis hier in Kanada gegessen haben (das italienische Eis der Venezia in Idar schmeckt trotzdem noch besser^^). Danach hat uns unser Busfahrer dann mit seiner gewohnt lustigen Art zur Niagara College Teaching Winery (das einzige gewerbliche Lehrweingut Kanadas) gefahren, wo wir an einer von den dortigen Studenten organisierten Weinprobe teilnahmen, bei der wir sogar in den Genuss von Eiswein kamen. Nach der Weinprobe sind wir dann wieder zurück nach Toronto gefahren, wo wir uns nach einem großen Nudeln-mit-Tomatensoße-Abendessen, wieder mit unserm Freund vom ersten Abend und den beiden Mädels getroffen haben und zusammen zum Rathaus gegangen sind, vor dem nachts TORONTO in Leuchtbuchstaben mit wechselnden Farben steht, was natürlich zum Fotos machen einlädt. Nach einer lustigen Fotosession, haben wir noch eine Weile im Hostel zusammen gechillt und haben uns dann mit den beiden Mädels für den nächsten Nachmittag am CN-Tower verabredet.
Am Vor- und frühen Nachmittag des nächsten Tages waren wir dann zunächst auf den Toronto Islands, die auch im Spätherbst noch wunderschön sind und auf denen man, obwohl man eigentlich im Lake Ontario ist, das Gefühl hat am Meer zu sein, aber gleichzeitig auf der anderen Seite auch einen guten Blick auf Toronto hat. Danach waren wir noch in Kensington Market, einem Viertel mit ganz vielen kleinen Läden und vielen coolen Graffitis. Leider sind wir da ein bisschen durchgehetzt, weil einer von uns Angst hatte zu spät am CN-Tower zu sein. Letztendlich waren wir dann sogar zu früh dort und hatten noch einige Zeit oben auf dem Tower, bevor die Sonne unterging, wofür wir eigentlich auf den Turm wollten. Immerhin haben wir so den Eintrittspreis optimal genutzt. Als wir dann nach 2 Stunden schließlich wieder den Aufzug nach unten nahmen, waren wir recht hungrig, sodass wir, um unseren letzten Abend zu feiern, Pizza essen waren. Danach wollten wir eigentlich alle zusammen zum Distillery District gehen, die Jungs hatten dann aber doch mehr Lust auf Party, sodass nur wir Mädels zum Distillery District, der übrigens extreme Ähnlichkeit mit der Hamburger Speicherstadt hat, gegangen sind und dort in einem coolen Antiquitätenladen bestimmt eine Stunde gechillt und uns unterhalten haben. Danach sind wir dann wieder zurück zum Hostel, um noch ein bisschen Schlaf vor unserer frühen Abreise am nächsten Morgen zu bekommen.

Zurück in Montreal nahm das Unglück dann seinen Lauf: Clemens musste zunächst sonntags die Gastfamilie und dann auch noch montags den Arbeitsbereich wechseln. Er wohnte dann in Chambly und war nun mehr hausmeistermäßig im Kindergarten tätig. Ende der Woche wurde er dann nach Beschwerden seiner ehemaligen Gastfamilie zunächst beurlaubt und schließlich Ende November oder Anfang Dezember (so genau weiß ich das nicht mehr) gefeuert und musst dann kurz vor Weihnachten heimfliegen. Doch auch für mich war der Montag nach Toronto alles andere als gut. Nachdem ich für Rosa, die auf unserer Reise krank geworden war, den Tag im Kindergarten bestreiten musste, was bei einer Chefin, die denkt, man wüsste auf Anhieb alles, was man machen muss, echt anstrengend is, kam auch noch nach der Schule meine Gastmutter in die Schule und eröffnete mir zusammen mit unserer Koordinatorin, dass ich die Gastfamilie wechseln muss, weil sie durch Reparaturen am Haus in mein Zimmer ziehen muss. Das war für mich ein ziemlicher Schock und sowohl ich, als auch meine Gastmutter verbrachten einen Teil des Nachmittags mit heulen. Eigentlich hieß es, ich solle am Wochenende umziehen, doch Ende der Woche kam unsere Koordinatorin dann an und meinte, sie suche nicht nach Gastfamilien, da sie sich nicht sicher sei, ob das hier wirklich das Richtige für mich sei und ob ich nicht vielleicht in Europa besser aufgehoben sei; es sei jetzt an mir zu beweisen, dass ich da bleiben will. Nachdem ich das dann einen Monat später, inzwischen war es bereits Dezember, gemacht hatte, hieß es zuerst, dass ich noch bis nach Weihnachten bei meiner Gastfamilie bleiben solle. Knapp zwei Wochen vor Weihnachten kam dann aber ganz überraschend die Entscheidung unserer Koordinatorin mich für eine Woche in eine Übergangsfamilie und dann knapp eine Woche vor Weihnachten in die neue Gastfamilie ziehen zu lassen, letztendlich wohnte ich dann doch knapp 3 Wochen in der Übergangsfamilie und verbrachte dementsprechend auch Weihnachten mit ihnen, aber das wird das Thema eines zweiten Posts werden, wie gesagt, das hier soll nicht zu lang werden.

Damit hier jetzt nicht der Eindruck entsteht, dass mein November und Dezember total scheiße waren, berichte ich euch jetzt auch noch kurz von den schönen Dingen, die passiert sind: Da wäre der St. Martins-Umzug, der erste Schnee Ende November, der ganz Montreal mit einer Schicht Puderzucker bedeckt hat, die Adventsspirale, die ja einige von euch als Weihnachtskarte bekommen haben, der 13. Geburtstag meiner Gastschwester sowie mehre Chorauftritte, von denen ihr euch hier Ausschnitte angucken könnt:https://www.youtube.com/watch?v=sf6G_xYu9Ps ; https://www.youtube.com/watch?v=ZR5WFs7nadY ; https://www.musaique.ca/
Für alle, die die Adventsspirale nicht als Karte bekommen haben, hier noch eine kurze Erklärung: Die Adventsspirale ist eine typische Waldorftradition nach dem ersten Adventswochenende, bei der eine große Kerze in der Mitte einer Spirale aus Baumstammstücken steht und die Kinder dann einzeln mit einer kleinen Kerze, die in einem Apfel steckt zur Mitte gehen und ihre Kerze an der großen anzünden und auf einer der Holzplatten abstellen. Während der ganzen Prozession sind alle Kinder leise, was echt unglaublich ist, wenn man weiß, wie laut und schwer leise zu kriegen, sie sonst sind.
So, damit beende ich jetzt mal diesen Eintrag. Es folgen noch ein paar Bilder.
Alle drei Fälle, links American & Bridal Veil Falls,
rechts Horseshoe Falls

Horseshoe Falls vom Maid of the Mist Boot aus

  
Regenbogen an den Horseshoe Falls















Vor dem Rathaus







Ich vor der Torontoer Skyline
Blick von den Toronto Islands
Strand am Lake Ontario auf den Toronto Islands



















Sonnenuntergang über Lake Ontario
Blick vom CN-Tower




Toronto von oben bei Nacht





Adventsspirale in der Schule


Der erste Schnee