Sonntag, 28. August 2016

Letzte Zeit in Deutschland, Reise und Ankommen

Nachdem ich jetzt schon über eine Woche hier in Montréal bin, habe ich endlich mal die Zeit gefunden wieder einen Blogeintrag zu schreiben.

Zunächst aber mal nochmal ein Sprung zurück über den großen Teich nach Deutschland; dort war es in der Zeit vor meinem Abflug dann doch etwas stressig... (Donnerstags aus dem Urlaub heimzukommen und mittwochs für 11 Monate wegzufliegen ist von der Zeitspanne her nicht empfehlenswert) Doch trotz des ganzen Stresses war meine Abschiedsparty am 13. August wirklich sehr schön und ein ruhender Pol in der Geschäftigkeit, obwohl natürlich auch eine solche Party immer mit etwas Arbeit verbunden ist. Was jedoch etwas seltsam war, ist die Tatsache, dass ich selbst nach dieser Abschiedsparty noch nicht ganz realisiert hatte, dass ich jetzt wirklich für (fast) ein Jahr nicht zuhause sein werde.
Nachdem dann die Überreste der Party beseitigt waren, ging es an wirklich schwierige Entscheidungen: Was bleibt zuhause und was kommt mit? Letztendlich musste ich wegen der mangelnden Größe meines Koffers (der gerade so nicht zu groß für die Gepäckbestimmungen der Lufthansa war) und dem Gewichtslimit dann doch einige Sachen zuhause lassen, die ich lieber mitgenommen hätte... Vor allem um meine Lieblingsschuhe hatten meine Mutter und ich eine erbitterte Diskussion, die ich leider letztendlich verloren habe ^^'.
Das allerschwierigste für mich war jedoch nicht das Koffer packen (auch wenn das schon schwierig genug war), sondern der Gang zum Friseur, um mich von meinen, an der Ecole Rudolf Steiner de Montréal nicht erlaubten, grünen Haarspitzen zu trennen, deshalb schob ich das auch bis einen Tag vor meinem Abflug auf. Traurig war ich dennoch und so hundertprozentig anfreunden kann ich mich mit meinen jetzt nur noch schulterlangen Haaren nicht wirklich, aber zum Glück wachsen die ja nach.
Meine abgeschnittenen grünen Haare und meine
Lieblingsschuhe, die ich nicht mitnehmen konnte :(
Nachdem ich mich dienstags von allen außer meinen Eltern und meinem Bruder verabschiedet hatte, ging es dann mittwochsmorgens zum Flughafen. Dort bekam ich beim Einchecken erst mal einen Schock: Ich war auf Standby, weil der Flug überbucht war, sodass mein Abschied von meinen Eltern und meinem Bruder von meiner Seite etwas panisch war; doch nach einigen Stunden ungewissen Wartens, bekam ich dann kurz vorm Boarding glücklicherweise einen Sitzplatz (danke an die mir unbekannte Person, die eine Nacht in Frankfurt geblieben ist). In der Zwischenzeit hatte ich auch schon Rosa und Paul zwei meiner drei Mitfreiwilligen getroffen, Clemens, der vierte im Bunde war schon montags geflogen. Der Flug verlief dann ruhig und ohne besondere Vorkommnisse (außer dass das kleine Mädchen, das neben mir saß mich im Schlaf ständig getreten hat) und wir kamen sogar eine Viertelstunde zu früh in Montréal an und machten nähere Bekanntschaft mit der Bürokratie Kanadas. Nachdem wir bereits im Flugzeug eine Zollerklärung ausfüllen mussten, die gar nicht mal so leicht zu verstehen war, mussten wir nun zunächst ca 2 Stunden bei der Passkontrolle anstehen, bei der auch unsere Zollerklärung in Augenschein genommen wurde, dann mussten wir all dies nochmal in einem Immigration Office zusammen mit unseren Papieren zur Work Permit vorlegen, um schließlich nach insgesamt ca 45 Minuten weiterer Wartezeit unsere Arbeitserlaubnis und unser Visum zu bekommen. Um unsere armen Gastfamilien, die seit nunmehr fast 3 Stunden auf uns warteten nicht noch länger im Ankunftsbereich rumstehen zu lassen, beeilten wir uns dann unsere Koffer auf dem Gepäckband zu finden und machten uns dann auf den Weg sie zu suchen. Kurz vor der Ankunftshalle wurden wir dann unsere Zollerklärungen los und fanden in der Halle auch recht schnell unsere Gastfamilien.
5894km haben wir in 7:20 Stunden Flug zurückgelegt
Da es in Deutschland zu dem Zeitpunkt, als ich dann schließlich bei meiner Gastfamilie zuhause ankam ja schon mitten in der Nacht war, machte ich an dem Tag außer Koffer auspacken, mir das WLAN Passwort geben lassen und zu Abend essen nicht mehr viel.
Nach einer Nacht, in der ich dank Jetlag ständig wach wurde und dachte, es müsste doch eigentlich schon morgen sein, ging ich am nächsten Tag zusammen mit Heather (meiner Gastmutter) und Amalja (meiner Gastschwester) zu einem Baseball-Spiel, das für mich aber eher langweilig war ^^' (das könnte daran liegen, dass ich auch nach dem Spiel die Regeln noch nicht so ganz begriffen hatte). Danach fuhren wir noch bei Ikea vorbei, um einen Spiegel für das hauptsächlich von mir genutzte Bad zu kaufen.
Freitags war dann mein erster Arbeitstag, der aber eher einer groben Einführung in die Schulregeln, einer Führung durch die Schule und einem Besprechen von Organistorischem gewidmet war. Nachdem dies alles geschehen war, mussten wir noch ein wenig helfen Wände zu putzen und durften dann nach einem halben Arbeitstag wieder nachhause gehen. Auf meinem Heimweg betrat ich zum ersten Mal einen kanadischen Supermarkt und kaufte mir Oreos, die hier in einer größeren Packung sind und anders schmecken (etwas salzigerer Teig und etwas süßere Creme). An der Kasse machte ich dann Bekanntschaft mit dem kanadischen Auf-/Abrunden, sodass ich 4$ statt ausgeschilderter 3,99$ bezahlen musste, seltsamerweise musste ich aber keine Steuern dazubezahlen, die hier aus unerfindlichen Gründen nicht mit im Preis drin sind, was es für mich jetzt noch sehr schwierig macht, einzuschätzen, wie viel Klamotten z.B. am Ende kosten werden, wenn die Steuern drauf kommen. Außerdem hab ich noch nicht so ganz rausgefunden, wofür man Steuern bezahlt und wofür nicht. Nachmittags hat Amalja mir dann noch ein bisschen unser Viertel NDG (Notre Dame de Grâce) gezeigt, genauso wie samstagsmorgens.
Am frühen Samstagabend habe ich mich mit Rosa getroffen und wir haben uns etwas in Montreal Ouest, ihrem Viertel, umgeschaut und in einem kleinen Laden Nerds gekauft.
Sonntags war ich dann mit Heather und Amalja in einer Mall und habe mir einige für die Arbeit geeignete Klamotten, sprich nicht schwarz und ohne Print, gekauft. Dunkel ist meine Ausbeute aber dennoch, da die Sachen einfach nur nicht schwarz sein dürfen, navy, dunkelgrau, dunkelrot und dunkelgrün sind völlig ok.
Am Montag begannen dann unsere vollen Arbeitstage, jedoch noch ohne Kinder, da noch Ferien sind und wir gemeinsam mit den Lehrern die Schule auf Vordermann bringen müssen, sprich putzen, Räume einrichten usw. Ab Mittwoch passte ich dann mal gemeinsam mit Rosa, mal alleine auf die Kinder einiger Lehrer bzw. Angestellter der Schule auf, während Paul und Clemens Jaques, dem Hausmeister, halfen.
Und damit sind wir auch schon wieder beim Wochenende, sprich bei gestern. Gestern Morgen war ich zusammen mit Rosa, ihrer Gastmutter und ihren beiden Gastbrüdern shoppen, wobei meine Ausbeute wieder recht dunkel ausfiel (helle Farben mag ich einfach nicht ^^'). Bei dieser Shoppingtour fand ich auch endlich einen Steckdosenadapter, in den auch mein Laptopstecker reinpasst, denn in den, den ich aus Deutschland mitgebracht habe, passt nur mein Handyladekabel. Die fehlende Möglichkeit meinen Laptop aufzuladen war übrigens einer der Gründe, warum ihr so lang auf diesen ersten Blogeintrag aus Kanada warten musstet. Nachmittags haben Rosa und ich uns dann auf den Weg nach Downtown gemacht, wo wir die schöne Architektur bewundert und einige Läden durchwandert haben. 
Alt und Neu verschmelzen Downtown
Da läuft man nichtsahnend durch Montréal und plötzlich hat eine
Gasse einen deutschen Namen


Nachdem wir darauf keine Lust mehr hatten, sind wir wieder in die Metro gestiegen und haben uns auf den Weg zum Old Port und Vieux Montréal gemacht, wo wir dann in der Dämmerung ankamen, was echt wunderschön war. Am Old Port gibt es einen kleinen Jahrmarkt, auf dem wir dann Churros gegessen und die schöne Umgebung bewundert haben. Danach waren wir dann schließlich noch bei Montréal Poutine und haben bei einer geteilten Portion Poutine mit Mojitos auf unser Jahr angestoßen. Die Poutine (Pommes mit brauner Soße und Käse) hat übrigens einen sehr interessanten Geschmack, bei dem man richtig merkt, wie ungesund sie ist und sich nicht sicher ist, ob man sie mag oder nicht. Nach diesem kulinarischen Erlebnis haben wir uns dann auf den Rückweg gemacht, auf dem es im Bus wirklich etwas schwierig war zu wissen, wann wir aussteigen müssen, da in Montréaler Bussen nicht gesagt wird, wo man gerade ist und man somit selbst anhand der Umgebung herausfinden muss, wo man sich befindet. Aber letztendlich haben wir es geschafft an der richtigen Haltestelle auszusteigen^^.
Old Port
Old Port
Alles in Allem kann ich abschließend sagen, dass ich mich schon ziemlich gut eingelebt hab und so langsam anfange zu realisieren, dass ich länger hier bin, als nur für ein paar Wochen Urlaub. Das Einzige was ich noch sehr anstrengend finde, ist das ständige switchen zwischen Deutsch, Englisch und Französisch.



Montréal bei Nacht

Solltet ihr noch Fragen haben, schreibt mir gerne einen Kommentar oder schreibt mir eine Mail oder auf WhatsApp :)

Freitag, 12. August 2016

Vorbereitungsseminar, Urlaub und Stress

Nachdem wir gestern Abend aus dem Urlaub zurückkamen, habe ich nun endlich die Zeit gefunden einen Post darüber zu verfassen, wie jetzt eigentlich das Vorbereitungsseminar war.
Zuerst mal kann ich sagen, dass es schon ziemlich lang war, was irgendwie ja etwas seltsam klingt, schließlich sind 10 Tage im Vergleich zu den 11 Monaten, die ich jetzt weg sein werde ziemlich kurz, aber trotzdem kam mir das Seminar lang vor. Das könnte daran liegen, dass wir in der Zeit ziemlich viel gemacht haben, vor allem zu uns selbst, sprich Biographiearbeit und Anti-Heimweh-Zettel-Pakete, aber auch zur Waldorf-Pädagogik und zu anderen wichtigen Themen, wie beispielsweise dem Papierkram der noch auf uns zukommt.
Besonders eindrücklich fand ich eine Übung zum Thema "Wahrnehmen und Berichten", bei der wir uns immer zu zweit eine Zitrone aussuchen mussten und dieser anhand ihres Äußeren eine Geschichte geben mussten und auch einen Grund weshalb sie in Heilbronn war (unsere Zitrone war bereits etwas verschimmelt, weshalb wir eine alte Dame aus ihr gemacht haben, die auf einer Seniorenreise in Heilbronn ist).
Auch hängen geblieben ist bei mir, besonders nach dem Besuch der Waldorfschule in Heilbronn, dass Anthroposophen keine rechten Winkel mögen, weshalb alle Ecken entweder abgerundet oder spitzer/stumpfer als rechte Winkel sind. Begründet liegt diese Tatsache wohl darin, dass sie der Meinung sind, dass es sich mit organischen Formen besser lernen lässt und rechte Winkel sind nun mal anorganisch.
Das schönste am ganzen Seminar, neben den tollen Bekanntschaften, die ich gemacht habe, war für mich aber das allabendliche zweistimmige Singen von "Evening rise". Mit diesem Lied haben wir uns dann am 04. August auch voneinander verabschiedet, nachdem jeder eine kleine Stoffeule bekommen hatte, die ihn in dem Jahr begleiten soll. Ich muss sagen, der Abschied war dann doch schwerer als gedacht, denn wenn man 10 Tage quasi 24 Stunden aufeinanderhängt, wächst man als Gruppe schon ziemlich zusammen...
Meine kleine Eule, die ich auf den Namen Hedwig getauft habe :)
Nach dem Vorbereitungsseminar ging es für mich dann nach einem kurzen Zwischenstopp bei meiner Tante und meinem Onkel, von denen ich mich dann auch für das Jahr verabschiedet hab (immer noch ein komisches Gefühl), weiter in den Urlaub an der Ostsee. Dort war es zwar etwas kühl, aber dennoch sehr schön.
Nachdem wir nun gestern, wie bereits erwähnt wieder nachhause kamen, geht jetzt der Stress richtig los, Koffer auspacken, alles einmal waschen, Koffer wieder packen. Letzte Dinge besorgen, Abschiedsparty, allen Leuten tschüss sagen, Papiere einscannen, Sachen ausdrucken usw und so fort... Also im Großen und Ganzen noch viel Arbeit.

Sollte euch noch irgendetwas Spezielles vom Vorbereitungsseminar interessieren, schreibt mir doch einfach einen Kommentar oder kontaktiert mich auf anderen bekannten Wegen :).