Dienstag, 25. Oktober 2016

Meine Arbeit, wie wir Montreal nach und nach entdecken und ein kleiner Ausflug nach Val David

Jetzt bin ich schon über zwei Monate hier und ihr wartet sicher alle gespannt auf den nächsten Blogpost. Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber wir haben echt viel zu tun und ich bin manchmal auch ein bisschen faul, sodass ich dann nachmittags bzw abends keine Lust mehr habe ewig lange Texte zu schreiben^^'. Jetzt habe ich es aber endlich mal geschafft mich dazu aufzuraffen.

Meine Arbeit

Zunächst mal zu meiner Arbeit: Dadurch dass ich im Schulteil meiner Einrichtung arbeite, habe ich recht viel Abwechslung in meinen Aufgaben, was mir echt gut gefällt. Mein Arbeitstag beginnt immer gegen halb 9 morgens und endet um viertel nach 3 oder halb 4 nachmittags, sodass am Rest vom Tag noch Zeit für Freizeitaktivitäten bleibt. Eine typische Arbeitswoche sieht für mich wie folgt aus:
Montag: Montagsmorgens müssen Paul und ich immer zunächst die Leiern für den Musikunterricht in der 1. und 2. Klasse aus einem Schrank im Kindergartenteil des Gebäudes in den Schulteil des Gebäudes transportieren. Danach gehen wir raus, wo wir dann die Recyclingtonnen reinholen und im Anschluss einmal im gesamten Außenbereich Müll aufsammeln. Wenn das erledigt ist, ist es meistens schon viertel nach 9, sodass ich mich auf den Weg in die 2. Klasse mache, wo ich einem deutschen Jungen, der kein Französisch und kein Englisch spricht, im zweiten Teil des Hauptunterrichts, sprich je nach aktueller Epoche bei Mathe oder Französisch helfe und ihm am Ende der Stunde die Geschichte, die die Lehrerin vorliest, übersetze. Im Anschluss muss ich dann, während die Kinder ihre "Collation" (sprich zweites Frühstück) haben, für 10-15 Minuten vor den Toiletten der 1. und 2. Klasse aufpassen, dass alle Kinder abspülen und die Toiletten sauber hinterlassen. Ist der größte Andrang vorbei, gehe ich gegen halb 11 nach draußen und mache bis viertel vor 11 Pausenaufsicht, was je nach Temperatur und Wetter nicht grade die tollste Beschäftigung ist, die man sich vorstellen kann ^^'. Nach der Pause gehe ich dann zusammen mit der Deutschlehrerin in den Deutschunterricht der 7. und der 5. Klasse. Im Deutschunterricht schreibe ich meistens neue Vokabeln an die Tafel, male Tafelbilder und helfe Kindern, die Schwierigkeiten mit den Aufgaben haben. Um 12:30 Uhr hab ich dann zusammen mit meinen Mitfreiwilligen Mittagspause, eigentlich bis 13:30 Uhr, aber wenn das Wetter nicht zu schlecht ist, gehe ich meistens von 13:00 bis 13:30 Uhr mit Paul nach draußen zur Pausenaufsicht. Nach der Pause steht dann "Travail bureau" auf meinem Stundenplan, was bedeutet, dass ich mit der Sekretärin zusammen oder allein Sachen sortiere oder beschrifte usw. Und dann ist mein Montag auch schon vorbei.
Dienstag: Auch mein Dienstag beginnt zusammen mit Paul. Bis ca 09:15 Uhr helfe ich ihm und Jaques, dem Hausmeister, bei den Arbeiten, die grad so anstehen. Das reicht von Fenster putzen, über Sachen anstreichen oder Schränke bauen, bis hin zu Erde, die Jaques mit dem Bagger in Schubkarren befördert, auf Blumenkästen vor dem Kindergarten zu verteilen. Von ca viertel nach 9 bis viertel nach 10 bin ich dann wieder in der 2. Klasse. Dann folgen Toiletten- und Pausenaufsicht und nach der Pause helfe ich dann beim Sportunterricht in der 2. Klasse. Der größte Teil meiner Aufgabe besteht dabei darin, die Kinder auf dem Weg in den Park zusammenzuhalten und dazu zu animieren schneller zu gehen. Im Park assistiere ich dann der Sportlehrerin z.B. beim Aufbau der Spiele und behalte die Kinder mit im Auge. Auf dem Rückweg ist es dann wieder das selbe Spiel wie auf dem Hinweg. Nach der Mittagspause und der meist freiwillig mit Paul verbrachten Pausenaufsicht, wiederholt sich dann das Sport-Prozedere, nur diesmal mit der 1. Klasse. Am Ende des Tages bin ich dann inzwischen meistens durchgefroren und froh, wenn ich heimkomme, weil das Aufpassen doch recht anstrengend ist.
Mittwoch: Wie auch der Dienstag beginnt der Mittwoch zusammen mit Paul und Jaques, aber mittwochs arbeite ich bis zur Toilettenaufsicht mit den beiden zusammen, da der Junge in der 2. Klasse an diesen Morgen Hilfe von einer Frankophonisationslehrerin bekommt. Nach der Pausenaufsicht steht dann auf meinem Plan "Aider Jaques" (Jaques helfen), aber oftmals muss ich auch stattdessen der Deutschlehrerin beim Vorbereiten des Unterrichts helfen oder auch in der 2. Klasse beim Fankophonisationsunterricht helfen. Je nach dem, was ich machen muss, habe ich dann schon um 12 Uhr Mittagspause, aber ich warte mit dem Essen eigentlich immer auf die andern drei. Nach der Pausenaufsicht mit Paul, helfe ich dann im Deutschunterricht der 7. und 6. Klasse, wo wir meist das gleiche machen. Da sich die 6. Klässler oft nicht so gut benehmen können und nicht früh genug leise sind, dauert mein Mittwoch dann meist bis 20 nach 3 statt nur bis viertel nach.
Donnerstag: Donnerstagsmorgens müssen Paul und ich zuerst die Matten, auf denen die Kinder im Kindergarten ihren Mittagsschlaf halten, sauber machen. Dabei ist es wichtig, dass wir die Matten, die in zwei Boxen im Kindergarten von Mme Sonia sind als erstes und zügig putzen, da sie nicht so lange auf ihre Boxen verzichten möchte. Dafür machen wir bei dann den Matratzen im Schrank außerhalb der Kindergartengruppen etwas langsamer. Danach ist es für mich meist Zeit in die 2. Klasse zu gehen. Auf die Übersetzungshilfe folgt dann die altbekannte Toiletten- und Pausenaufsicht. Ist das erledigt, habe ich kurz eher nichts zu tun und dann muss ich um kurz vor 11 ins Sekretariat und bis halb 1 an der Rezeption sitzen und falls Leute kommen, diesen Auskunft geben (so gut wie ich es eben kann) und Anrufe entgegennehmen. Vor allem das Anrufe Entgegennehmen ist nicht immer so einfach, da viele Leute vom Handy anrufen, was die Sprachqualität schon mal schmälert, und dann auch noch Québecois reden, sodass ich am Ende meist nur verstehe, mit wem sie sprechen wollen, sagen kann, dass die Person in der Bürokonferenz ist (alle Leute, die im Büro arbeiten, sind in der Zeit in einer Konferenz) und die Nummer des Anrufers notieren kann. Weil dieses auf Menschen, die was wissen wollen und Anrufe Warten ziemlich langweilig ist, nehme ich mir inzwischen eigentlich immer ein Buch für die Zeit mit, sodass ich wenigstens nicht gar nix zu tun hab. Deswegen bin ich immer froh, wenn dann Lucie (die Sekretärin) zurückkommt und ich in meine Mittagspause kann. Nach dieser und der freiwilligen Pausenaufsicht mit Paul, helfe ich dann in der 1. Klasse beim Aquarellmalen oder besser bei den Vorbereitungen dafür, sprich ich säubere die Plastikplatten auf die das Papier kommt, mache das Papier nass, streiche es auf den Platten glatt und verteile es an die Kinder. Wenn ich danach noch Zeit habe, verteile ich auch noch Farben und Wasser. Danach muss ich mich dann meistens ein bisschen beeilen, um noch rechtzeitig im Deutschunterricht der 5. Klasse zu sein. Der Nachmittagsunterricht dort ist immer eine Überraschung, weil die Klasse mal richtig lieb ist und mal total laut, sodass kaum Unterricht möglich ist. An den Tagen, wo die Klasse laut ist, endet mein Tag dann oft erst um 20 nach 3, weil die Schüler es nicht schaffen pünktlich leise zu sein.
Freitag: Da Freitag der dritte Tag in der Woche ist, an dem Jaques da ist, arbeite ich wie dienstags und mittwochs zunächst mit Paul und ihm. Dann muss ich wie immer in die 2. Klasse, um dem deutschen Jungen zu helfen. Danach folgen Toiletten- und Pausenaufsicht. Gegen 11 Uhr gehe ich dann mit der Kindergartengruppe von Mira-Clair für ca 30-45 Minuten in den Park. Da diese Gruppe mit nur 10 Kindern sehr klein ist, ist das zum Park gehen auch nicht so anstrengend, wie mit den 1.- und 2.-Klässlern. Im Park beschäftigen sich die Kinder meist recht gut selbst, sodass ich mich oft mit Mira-Clair unterhalte. Wenn wir dann gegen 12 vom Park zurückkommen, habe ich Mittagspause. Danach gehe ich wie immer mit Paul Pausenaufsicht machen und im Anschluss bleibe ich dann mit den 2.-Klässlern draußen und begleite sie mit ihrer Lehrerin in den Park. Im Sommer war das sehr angenehm, aber jetzt, wo es immer kälter wird, bin ich danach oft durchgefroren und froh nachhause ins Warme zu kommen.


Wie wir Montreal nach und nach entdecken

Nachdem ich euch jetzt lang und breit erzählt habe, wie meine Arbeit so abläuft, kommen wir jetzt mal zu interessanteren Dingen, nämlich Montreal. Da ich diesen Blogeintrag so lang vor mir hergeschoben hab, könnten einige Dinge nicht mehr in der richtigen Reihenfolge sein, ich hoffe, ihr verzeiht mir das.
Zwei der ersten Sachen, die wir hier in unserem näheren Umfeld entdeckt haben, war die Bibliothek, in der wir uns auch kostenlos angemeldet haben und das Fitnessstudio YMCA, bei dem wir mit dem Studentenpreis recht günstig trainieren und an Kursen teilnehmen können. Während die Jungs fast jeden Tag im Weight Room sind und Rücken, Arme oder Beine trainieren, lassen Rosa und ich es eher ruhiger angehen und besuchen montags den Kickboxing Kurs und mittwochs den Zumba Kurs. Mitte September wurden wir dann darauf aufmerksam gemacht, dass es einen Chor gibt, der in der Schule probt und seitdem sind Rosa und ich jeden Donnerstagabend im Chor.
Straßenfest
Aber natürlich bleiben wir nicht die ganze Zeit nur in unserem Viertel. Wir nutzen so gut wie jedes Wochenende, um mehr von Montreal zu sehen. Im Sommer gab es hier viele kleine Outdoorfestivals und -aktionen, so waren Rosa und ich z.B. auf einem richtig coolen Straßenfest, wo Kleinkünstler aufgetreten sind und man auf die Straße malen durfte. Und auch das Piknic Electronik, auf dem wir alle vier zusammen mit Pauls Freundin und zwei Freundinnen von ihm, die grad eine Rundreise durch Kanada machen, waren, war recht cool, auch wenn ich keine elektronische Musik mag, die Atmosphäre hat über die Musik hinweggetäuscht.

In der Basilique Notre Dame
Basilique Notre Dame
Aber nicht nur Festivals haben unsere Aufmerksamkeit geweckt, sondern auch die vielen Kirchen Montreals. Rosa und ich waren schon zwei Mal am/im Oratoire Saint Joseph, das recht nah bei uns ist und von wo aus man einen wunderschönen Ausblick hat, der einen für die vielen Treppen, die man hochsteigen muss, mehr als entschädigt. Auch der Sonnenuntergang ist von dort oben echt schön. Außerdem waren wir auch in einem Gottesdienst in der Basilique Notre Dame, die Notre Dame in Paris schon etwas ähnelt. Neben diesen geplanten Kirchenbesuchen, waren wir auch an einem Tag eher zufällig in zwei Kirchen Downtown, die wir von außen schön fanden und dann auch mal von innen angeguckt haben.  
Oratoire Saint Joseph
Blick am Abend vom Oratoie Saint Joseph & Sonnenuntergang

Doch Montreal hat nicht nur viele schöne Kirchen zu bieten, sondern auch eine Fülle an Parks. Besonders der Parc Mont Royal und der Parc Jean Drapeau sind besonders empfehlenswert. Zu ersterem sind wir vor 2 oder 3 Wochen alle vier zusammen nach der Schule mit dem Fahrrad gefahren, was mit einem Fahrrad, das nur im 4. Gang funktioniert doch recht anstrengend war, aber es hat sich gelohnt, denn zum einen waren die Blätter da oben wunderschön und zum anderen hat man eine ziemlich gute Aussicht. Im Parc Jean Drapeau waren Rosa und ich zwei Mal, ein Mal alleine, zum Spazieren gehen etc und das andere Mal alle zusammen zum Piknic Electronik. Dieser Park liegt auf der Île St-Hélène und beherbergt neben einem wunderschönen Blick auf Montreal auch die Biosphère.
Monet-artige Brücke im Parc Jean Drapeau
Blick auf Montreal vom Parc Jean Drapeau

Biosphère
Blick auf Montreal vom Parc Mont Royal
Parc Mont Royal
Laternenfest
Bei den ganzen Parks ist auch der Botanische Garten nicht zu vergessen, in dem Clemens, Rosa und ich an einem Abend zum Laternenfest waren. Der gesamte chinesische und japanische Teil des Botanischen Gartens war zu diesem Anlass mit kompliziertesten Statuen aus Laternen geschmückt. 
Botanischer Garten


Ein kleiner Ausflug nach Val David

Ich glaube, so langsam ist dieser Post echt lang genug, deswegen versuch ich mich in diesem Punkt so kurz wie möglich zu fassen. Am vorletzten Wochenende war ich zusammen mit Paul und Rosa in Val David, einem kleinen Dorf ca 1 1/2 Stunden von Montreal entfernt. Dort befindet sich etwas außerhalb (ok, etwas ist untertrieben, so weit außerhalb, dass es nicht mal Handyempfang gibt) das Camphill (antroposophische Behinderteneinrichtung) "Maison Emmanuel", wo zwei Leute von meinem Vorbereitungsseminar arbeiten. Bei einer davon hab ich auch übernachtet. In dem Tag den ich dort verbracht hab, habe ich unsere Arbeit sehr zu schätzen gelernt, da die Freiwilligen im Camphill schon wesentlich mehr arbeiten müssen, als wir und auch nie wirklich abschalten können, weil sie in der Arbeit wohnen. Auch die Abgeschiedenheit des Camphills würde mir auf die Nerven gehen, allein schon um nach Val David zu kommen braucht man mit dem Auto 10 Minuten. Val David an sich ist aber ein wunderschönes kleines kanadisches Dörfchen, das ich sicher noch öfter besuchen werde. Richtig schön fand ich, dass der Herbst und die Himmelsschauspiele dort viel intensiver waren. Ich glaube, so viele Sterne wie dort, hab ich selbst in I-O noch nie gesehen.
Ein Haus mitten im Nirgendwo mit wunderschönen
Herbstfarben im Hintergrund




Sonnenuntergangswolken in Val David










Mit diesen Bildern beende ich dann mal diesen Post, wie immer gilt bei Nachfragen einfach Kontakt mit mir aufnehmen.
Der nächste Eintrag lässt hoffentlich nicht so lang auf sich warten. Geplant hab ich ihn für nächste Woche, da wir morgen nach Toronto fahren und die Tour sicher einen Post wert wird:).

Sonntag, 28. August 2016

Letzte Zeit in Deutschland, Reise und Ankommen

Nachdem ich jetzt schon über eine Woche hier in Montréal bin, habe ich endlich mal die Zeit gefunden wieder einen Blogeintrag zu schreiben.

Zunächst aber mal nochmal ein Sprung zurück über den großen Teich nach Deutschland; dort war es in der Zeit vor meinem Abflug dann doch etwas stressig... (Donnerstags aus dem Urlaub heimzukommen und mittwochs für 11 Monate wegzufliegen ist von der Zeitspanne her nicht empfehlenswert) Doch trotz des ganzen Stresses war meine Abschiedsparty am 13. August wirklich sehr schön und ein ruhender Pol in der Geschäftigkeit, obwohl natürlich auch eine solche Party immer mit etwas Arbeit verbunden ist. Was jedoch etwas seltsam war, ist die Tatsache, dass ich selbst nach dieser Abschiedsparty noch nicht ganz realisiert hatte, dass ich jetzt wirklich für (fast) ein Jahr nicht zuhause sein werde.
Nachdem dann die Überreste der Party beseitigt waren, ging es an wirklich schwierige Entscheidungen: Was bleibt zuhause und was kommt mit? Letztendlich musste ich wegen der mangelnden Größe meines Koffers (der gerade so nicht zu groß für die Gepäckbestimmungen der Lufthansa war) und dem Gewichtslimit dann doch einige Sachen zuhause lassen, die ich lieber mitgenommen hätte... Vor allem um meine Lieblingsschuhe hatten meine Mutter und ich eine erbitterte Diskussion, die ich leider letztendlich verloren habe ^^'.
Das allerschwierigste für mich war jedoch nicht das Koffer packen (auch wenn das schon schwierig genug war), sondern der Gang zum Friseur, um mich von meinen, an der Ecole Rudolf Steiner de Montréal nicht erlaubten, grünen Haarspitzen zu trennen, deshalb schob ich das auch bis einen Tag vor meinem Abflug auf. Traurig war ich dennoch und so hundertprozentig anfreunden kann ich mich mit meinen jetzt nur noch schulterlangen Haaren nicht wirklich, aber zum Glück wachsen die ja nach.
Meine abgeschnittenen grünen Haare und meine
Lieblingsschuhe, die ich nicht mitnehmen konnte :(
Nachdem ich mich dienstags von allen außer meinen Eltern und meinem Bruder verabschiedet hatte, ging es dann mittwochsmorgens zum Flughafen. Dort bekam ich beim Einchecken erst mal einen Schock: Ich war auf Standby, weil der Flug überbucht war, sodass mein Abschied von meinen Eltern und meinem Bruder von meiner Seite etwas panisch war; doch nach einigen Stunden ungewissen Wartens, bekam ich dann kurz vorm Boarding glücklicherweise einen Sitzplatz (danke an die mir unbekannte Person, die eine Nacht in Frankfurt geblieben ist). In der Zwischenzeit hatte ich auch schon Rosa und Paul zwei meiner drei Mitfreiwilligen getroffen, Clemens, der vierte im Bunde war schon montags geflogen. Der Flug verlief dann ruhig und ohne besondere Vorkommnisse (außer dass das kleine Mädchen, das neben mir saß mich im Schlaf ständig getreten hat) und wir kamen sogar eine Viertelstunde zu früh in Montréal an und machten nähere Bekanntschaft mit der Bürokratie Kanadas. Nachdem wir bereits im Flugzeug eine Zollerklärung ausfüllen mussten, die gar nicht mal so leicht zu verstehen war, mussten wir nun zunächst ca 2 Stunden bei der Passkontrolle anstehen, bei der auch unsere Zollerklärung in Augenschein genommen wurde, dann mussten wir all dies nochmal in einem Immigration Office zusammen mit unseren Papieren zur Work Permit vorlegen, um schließlich nach insgesamt ca 45 Minuten weiterer Wartezeit unsere Arbeitserlaubnis und unser Visum zu bekommen. Um unsere armen Gastfamilien, die seit nunmehr fast 3 Stunden auf uns warteten nicht noch länger im Ankunftsbereich rumstehen zu lassen, beeilten wir uns dann unsere Koffer auf dem Gepäckband zu finden und machten uns dann auf den Weg sie zu suchen. Kurz vor der Ankunftshalle wurden wir dann unsere Zollerklärungen los und fanden in der Halle auch recht schnell unsere Gastfamilien.
5894km haben wir in 7:20 Stunden Flug zurückgelegt
Da es in Deutschland zu dem Zeitpunkt, als ich dann schließlich bei meiner Gastfamilie zuhause ankam ja schon mitten in der Nacht war, machte ich an dem Tag außer Koffer auspacken, mir das WLAN Passwort geben lassen und zu Abend essen nicht mehr viel.
Nach einer Nacht, in der ich dank Jetlag ständig wach wurde und dachte, es müsste doch eigentlich schon morgen sein, ging ich am nächsten Tag zusammen mit Heather (meiner Gastmutter) und Amalja (meiner Gastschwester) zu einem Baseball-Spiel, das für mich aber eher langweilig war ^^' (das könnte daran liegen, dass ich auch nach dem Spiel die Regeln noch nicht so ganz begriffen hatte). Danach fuhren wir noch bei Ikea vorbei, um einen Spiegel für das hauptsächlich von mir genutzte Bad zu kaufen.
Freitags war dann mein erster Arbeitstag, der aber eher einer groben Einführung in die Schulregeln, einer Führung durch die Schule und einem Besprechen von Organistorischem gewidmet war. Nachdem dies alles geschehen war, mussten wir noch ein wenig helfen Wände zu putzen und durften dann nach einem halben Arbeitstag wieder nachhause gehen. Auf meinem Heimweg betrat ich zum ersten Mal einen kanadischen Supermarkt und kaufte mir Oreos, die hier in einer größeren Packung sind und anders schmecken (etwas salzigerer Teig und etwas süßere Creme). An der Kasse machte ich dann Bekanntschaft mit dem kanadischen Auf-/Abrunden, sodass ich 4$ statt ausgeschilderter 3,99$ bezahlen musste, seltsamerweise musste ich aber keine Steuern dazubezahlen, die hier aus unerfindlichen Gründen nicht mit im Preis drin sind, was es für mich jetzt noch sehr schwierig macht, einzuschätzen, wie viel Klamotten z.B. am Ende kosten werden, wenn die Steuern drauf kommen. Außerdem hab ich noch nicht so ganz rausgefunden, wofür man Steuern bezahlt und wofür nicht. Nachmittags hat Amalja mir dann noch ein bisschen unser Viertel NDG (Notre Dame de Grâce) gezeigt, genauso wie samstagsmorgens.
Am frühen Samstagabend habe ich mich mit Rosa getroffen und wir haben uns etwas in Montreal Ouest, ihrem Viertel, umgeschaut und in einem kleinen Laden Nerds gekauft.
Sonntags war ich dann mit Heather und Amalja in einer Mall und habe mir einige für die Arbeit geeignete Klamotten, sprich nicht schwarz und ohne Print, gekauft. Dunkel ist meine Ausbeute aber dennoch, da die Sachen einfach nur nicht schwarz sein dürfen, navy, dunkelgrau, dunkelrot und dunkelgrün sind völlig ok.
Am Montag begannen dann unsere vollen Arbeitstage, jedoch noch ohne Kinder, da noch Ferien sind und wir gemeinsam mit den Lehrern die Schule auf Vordermann bringen müssen, sprich putzen, Räume einrichten usw. Ab Mittwoch passte ich dann mal gemeinsam mit Rosa, mal alleine auf die Kinder einiger Lehrer bzw. Angestellter der Schule auf, während Paul und Clemens Jaques, dem Hausmeister, halfen.
Und damit sind wir auch schon wieder beim Wochenende, sprich bei gestern. Gestern Morgen war ich zusammen mit Rosa, ihrer Gastmutter und ihren beiden Gastbrüdern shoppen, wobei meine Ausbeute wieder recht dunkel ausfiel (helle Farben mag ich einfach nicht ^^'). Bei dieser Shoppingtour fand ich auch endlich einen Steckdosenadapter, in den auch mein Laptopstecker reinpasst, denn in den, den ich aus Deutschland mitgebracht habe, passt nur mein Handyladekabel. Die fehlende Möglichkeit meinen Laptop aufzuladen war übrigens einer der Gründe, warum ihr so lang auf diesen ersten Blogeintrag aus Kanada warten musstet. Nachmittags haben Rosa und ich uns dann auf den Weg nach Downtown gemacht, wo wir die schöne Architektur bewundert und einige Läden durchwandert haben. 
Alt und Neu verschmelzen Downtown
Da läuft man nichtsahnend durch Montréal und plötzlich hat eine
Gasse einen deutschen Namen


Nachdem wir darauf keine Lust mehr hatten, sind wir wieder in die Metro gestiegen und haben uns auf den Weg zum Old Port und Vieux Montréal gemacht, wo wir dann in der Dämmerung ankamen, was echt wunderschön war. Am Old Port gibt es einen kleinen Jahrmarkt, auf dem wir dann Churros gegessen und die schöne Umgebung bewundert haben. Danach waren wir dann schließlich noch bei Montréal Poutine und haben bei einer geteilten Portion Poutine mit Mojitos auf unser Jahr angestoßen. Die Poutine (Pommes mit brauner Soße und Käse) hat übrigens einen sehr interessanten Geschmack, bei dem man richtig merkt, wie ungesund sie ist und sich nicht sicher ist, ob man sie mag oder nicht. Nach diesem kulinarischen Erlebnis haben wir uns dann auf den Rückweg gemacht, auf dem es im Bus wirklich etwas schwierig war zu wissen, wann wir aussteigen müssen, da in Montréaler Bussen nicht gesagt wird, wo man gerade ist und man somit selbst anhand der Umgebung herausfinden muss, wo man sich befindet. Aber letztendlich haben wir es geschafft an der richtigen Haltestelle auszusteigen^^.
Old Port
Old Port
Alles in Allem kann ich abschließend sagen, dass ich mich schon ziemlich gut eingelebt hab und so langsam anfange zu realisieren, dass ich länger hier bin, als nur für ein paar Wochen Urlaub. Das Einzige was ich noch sehr anstrengend finde, ist das ständige switchen zwischen Deutsch, Englisch und Französisch.



Montréal bei Nacht

Solltet ihr noch Fragen haben, schreibt mir gerne einen Kommentar oder schreibt mir eine Mail oder auf WhatsApp :)

Freitag, 12. August 2016

Vorbereitungsseminar, Urlaub und Stress

Nachdem wir gestern Abend aus dem Urlaub zurückkamen, habe ich nun endlich die Zeit gefunden einen Post darüber zu verfassen, wie jetzt eigentlich das Vorbereitungsseminar war.
Zuerst mal kann ich sagen, dass es schon ziemlich lang war, was irgendwie ja etwas seltsam klingt, schließlich sind 10 Tage im Vergleich zu den 11 Monaten, die ich jetzt weg sein werde ziemlich kurz, aber trotzdem kam mir das Seminar lang vor. Das könnte daran liegen, dass wir in der Zeit ziemlich viel gemacht haben, vor allem zu uns selbst, sprich Biographiearbeit und Anti-Heimweh-Zettel-Pakete, aber auch zur Waldorf-Pädagogik und zu anderen wichtigen Themen, wie beispielsweise dem Papierkram der noch auf uns zukommt.
Besonders eindrücklich fand ich eine Übung zum Thema "Wahrnehmen und Berichten", bei der wir uns immer zu zweit eine Zitrone aussuchen mussten und dieser anhand ihres Äußeren eine Geschichte geben mussten und auch einen Grund weshalb sie in Heilbronn war (unsere Zitrone war bereits etwas verschimmelt, weshalb wir eine alte Dame aus ihr gemacht haben, die auf einer Seniorenreise in Heilbronn ist).
Auch hängen geblieben ist bei mir, besonders nach dem Besuch der Waldorfschule in Heilbronn, dass Anthroposophen keine rechten Winkel mögen, weshalb alle Ecken entweder abgerundet oder spitzer/stumpfer als rechte Winkel sind. Begründet liegt diese Tatsache wohl darin, dass sie der Meinung sind, dass es sich mit organischen Formen besser lernen lässt und rechte Winkel sind nun mal anorganisch.
Das schönste am ganzen Seminar, neben den tollen Bekanntschaften, die ich gemacht habe, war für mich aber das allabendliche zweistimmige Singen von "Evening rise". Mit diesem Lied haben wir uns dann am 04. August auch voneinander verabschiedet, nachdem jeder eine kleine Stoffeule bekommen hatte, die ihn in dem Jahr begleiten soll. Ich muss sagen, der Abschied war dann doch schwerer als gedacht, denn wenn man 10 Tage quasi 24 Stunden aufeinanderhängt, wächst man als Gruppe schon ziemlich zusammen...
Meine kleine Eule, die ich auf den Namen Hedwig getauft habe :)
Nach dem Vorbereitungsseminar ging es für mich dann nach einem kurzen Zwischenstopp bei meiner Tante und meinem Onkel, von denen ich mich dann auch für das Jahr verabschiedet hab (immer noch ein komisches Gefühl), weiter in den Urlaub an der Ostsee. Dort war es zwar etwas kühl, aber dennoch sehr schön.
Nachdem wir nun gestern, wie bereits erwähnt wieder nachhause kamen, geht jetzt der Stress richtig los, Koffer auspacken, alles einmal waschen, Koffer wieder packen. Letzte Dinge besorgen, Abschiedsparty, allen Leuten tschüss sagen, Papiere einscannen, Sachen ausdrucken usw und so fort... Also im Großen und Ganzen noch viel Arbeit.

Sollte euch noch irgendetwas Spezielles vom Vorbereitungsseminar interessieren, schreibt mir doch einfach einen Kommentar oder kontaktiert mich auf anderen bekannten Wegen :).

Dienstag, 26. Juli 2016

Vorbereitungsseminar

Die letzte Woche ist verdammt schnell vorbeigegangen. Vor allem das Aufräumen meines Zimmers in einen Zustand, in dem man es für ein Jahr lassen kann, hat eine Menge Zeit gekostet. Abschiede gab es auch wieder so einige und sie werden nicht einfacher. Am schwersten fiel mir am Sonntag der Abschied von einem guten Freund, vor allem vermutlich dadurch, dass er einfach die erste Person aus meinem engeren Freundeskreis war, von der ich mich verabschieden musste...
Heute Morgen ging es dann los zum Vorbereitungsseminar und irgendwie schien mir die deutsche Bahn nicht so ganz wohlgesonnen zu sein; erst ein Fehler auf dem Ticket und dann auch noch eine Zugverspätung, durch die ich meinen Anschluss in Mannheim verpasst habe. Aber immerhin habe ich dadurch schon meine erste Zimmergenossin kennengelernt und wir kamen letztendlich auch noch grade so pünktlich an.
Auch der Rest meiner Zimmergenossinnen ist sehr nett und bis jetzt fühle ich mich hier auf dem Seminar in Heilbronn recht wohl. Mal sehen, was mich dann die nächsten Tage so erwartet...

Sonntag, 17. Juli 2016

Noch ein Monat

Heute ist es noch genau ein Monat bis ich fliege. Noch fühlt sich die Zeit lang an, aber wenn ich mir überlege, dass in diesem Monat ja auch noch das Vorbereitungsseminar und ein paar Tage Urlaub liegen, ist er plötzlich gar nicht mehr so lang. Dazu kommen dann auch noch die ganzen Dinge, die noch erledigt werden müssen, wie z.B. die ETA (Electronic Travel Authorization) zu beantragen oder mein Zimmer komplett aufzuräumen, auch das verkürzt den Monat nochmal.
Diese Woche wird für ein Jahr die letzte komplette Woche sein, die ich zuhause verbringe, das fühlt sich irgendwie noch seltsam unreal an. Vielleicht kommt das Realisieren ja nächste Woche mit dem Vorbereitungsseminar, mal sehen...
Aber zumindest eines habe ich schon realisiert: Wie viele Leute ich letzte Woche teilweise vorerst, teilweise sogar für immer zum letzten Mal gesehen hab, meine Nachhilfeschüler, die Leute aus meinem Japanischkurs, meine Japanischlehrerin, meine Geigenlehrerin und einen Haufen Konzertfreunde. Vor allem die letzte Geigenstunde am Mittwoch hat ein ziemlich seltsames Gefühl in mir hinterlassen... Wenn man über 8 Jahre lang jede Woche zum Geigenunterricht geht, ist der irgendwann nicht mehr wegzudenken und dass diese Routine jetzt plötzlich vorbei ist, hinterlässt irgendwie eine Lücke. Aber auch das School's Out gestern war eine ziemlich krasse Gefühlsachterbahn, einerseits war ich super happy nochmal all meine Konzertfreunde zu sehen, mit ihnen zusammen einige gute Bands zu sehen und zu feiern und über bekannte und nicht so bekannte Metalbands zu diskutieren, aber andererseits war es auch echt traurig, weil ich einen Großteil von ihnen, dadurch dass wir uns halt immer nur bei Konzerten gesehen haben, wahrscheinlich zum letzten Mal für immer getroffen hab, weil ich ja nach dem IJFD dann zum Studieren wegziehe.
Alles in allem muss ich aber sagen, dass im Moment trotz Gefühlsachterbahn die Vorfreude im Vergleich zur Traurigkeit doch überwiegt.